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Bundesweit erster Gedenkstein

Es ist 30 Jahre her, aber die Wunden sind noch nicht verheilt: In Lauchringen, einem kleinen Ort im Landkreis Waldshut, steht der erste Gedenkstein Deutschlands für die Opfer des Völkermords in Ruanda. Er soll die Erinnerung an den Genozid wachhalten und Schülerinnen und Schüler sollen daraus lernen.

1985, neun Jahre vor dem Völkermord am Volk der Tutsi in Ruanda, gründeten Ilse Nirk und ihr verstorbener Mann Klemens eine Schulpartnerschaft mit einer Mädchenschule in Ruanda. Damals waren sie Lehrkräfte an der Justus-von-Liebig-Schule und lernten durch Freunde in München die Leiterin einer Mädchenschule in Save, Ruanda, kennen. Bei ihren ersten Reisen erlebte Ilse Nirk Ruanda als ein blühendes Land, das ihre Erwartungen übertraf. Doch nach dem Völkermord fand sie ein zerstörtes Land vor, geplünderte Gebäude, Hunger und Angst waren allgegenwärtig. Auch die Leiterin der Mädchenschule musste damals um ihr Leben fürchten und sich verstecken.

„Als ich 1986 in Ruanda war, war es noch grün und fruchtbar. Als ich im Oktober 1994 wieder dort war, war das Land zerstört.“ Ilse Nirk, Vorsitzende des Vereins Save/Ruanda Lauchringen

30 Jahre später sind aus der Schulpartnerschaft enge Bindungen und sogar Freundschaften entstanden. Die Schule in Ruanda ist gewachsen. Aus drei Klassenzimmern mit 120 Schülern wurde - auch dank der Hilfe aus Waldshut-Tiengen - ein Schulcampus für 560 Schülerinnen und Schüler mit Internat. Ilse Nirk ist inzwischen pensioniert und Vorsitzende eines Vereins, der die Schule in Ruanda unterstützt.

An der Justus-von-Liebig-Schule hält ein engagiertes Team von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften die Partnerschaft lebendig. Fotos und Souvenirs aus Ruanda schmücken das Schulgebäude, der Genozid ist Unterrichtsthema, es gibt Aktionstage für Ruanda und alle zwei Jahre eine Studienreise ins Partnerland. Die Begegnungen sorgen dafür, dass Ruanda nicht vergessen wird, weil die Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Waldshut sich dem Land verbunden fühlen. "Diese Schüler brennen für Ruanda, wenn sie die Freundschaft, die Begrüßung, die Festlichkeiten, die Natur und auch das Essen kennengelernt haben", erzählt Peter Schallmayer, Sprecher des Ruanda-Teams an der Justus-von-Liebig-Schule.

30 Jahre nach dem Völkermord gilt Ruanda als ein wirtschaftlich aufstrebendes Land. Das spüren auch die Lehrerinnen und Lehrer der Justus-von-Liebig-Schule auf ihren Studienreisen mit ihren Klassen. Vor allem die Naturwissenschaften hätten einen sehr hohen Stellenwert in Ruanda, so Schallmayer. Die Fachlehrer würden in Ruanda quasi bejubelt und dürften in den Klassen auch Unterrichtsstunden halten, sie seien ein wenig wie Stars dort, sagt der Deutschlehrer augenzwinkernd.

Der neue Gedenkstein ist mehr als ein Symbol für die Schulpartnerschaft. Er ist ein wichtiger Ort für die Überlebenden des Völkermords und ihre Angehörigen, viele von ihnen leben in Deutschland. Bei der Einweihung war auch Judence Kayitesi aus Karlsruhe, die Präsidentin des Vereins „Ibuka“ Deutschland, anwesend. „Ibuka“ bedeutet „sich erinnern“. Kayitesi findet es wichtig, eine Gedenkstätte für ihre Familienanhörigen zu haben. Es bedeute, den Opfern des Genozids, die nicht beerdigt wurden, die Würde wiederzugeben.

„Eine Gedenkstätte zu haben bedeutet, den Opfern, die Würde wiederzugeben.“ Judence Kayitesi, Präsidentin des Vereins "Ibuka" Deutschland

Der Verein "Ibuka" Deutschland, die Waldshuter Schule und der Lauchringer Ruanda-Verein wollen die Gedenkstätte künftig als Mahnmal und für Veranstaltungen nutzen. "Es ist wichtig, den Kindern von Überlebenden aus Ruanda ihre Geschichte zu erklären", sagt Judence Kayitesi.

Ilse Nirk und Peter Schallmayer werden oft gefragt, ob sie ihr Engagement nicht auf andere Krisengebiete lenken sollten. Doch sie wollen ihre Freunde in Ruanda nicht im Stich lassen. "Es geht um Nachhaltigkeit", betont Peter Schallmayer. Er glaubt, dass beide Seiten vom Austausch profitieren. Auch die deutschen Schülerinnen und Schüler würden so erfahren, was es bedeute, in einer friedlichen Welt zu leben und gemeinsam die Zukunft zu gestalten: nicht gegeneinander kämpfen, nicht gegeneinander arbeiten, nicht in der Vergangenheit feststecken.

Quelle: SWR Aktuell vom 8.03.2024


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